Die älteste Spur eines Bethauses der Issumer Juden führt in das Jahr 1791 zurück.
Das heute noch erhaltene Gebäude wurde von der jüdischen Gemeinde 1855 gekauft. Wahrscheinlich ist es schon vorher als Betraum benutzt worden. Die feierliche Einweihung am 16. Dezember 1865 lässt auf einen vorausgegangenen Umbau bzw. eine Erweiterung des Gebäudes zur größeren Synagoge schließen. 1875 wurde die Einweihung einer neuen Thorarolle festlich begangen. 1900 ging das Gebäude in den Besitz der Synagogengemeinde Geldern über.
In den folgenden Jahren fiel es der jüdischen Gemeinde Issums, die ständig kleiner wurde, immer schwerer, das Bethaus liturgisch vorschriftsmäßig zu nutzen, so dass man sich schließlich um einen Verkauf bemühte, der 1935 zustande kam. Die Synagoge wurde fortan ausschließlich zu profanen Zwecken genutzt. Dass sie - im Gegensatz beispielsweise zur ungleich ansehnlicheren Gelderner Synagoge - die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 überstand und wir in ihr die einzige erhaltene ehemalige Dorfsynagoge am unteren Niederrhein besitzen, muss vor allem auf den frühzeitigen Besitzwechsel und die profane Nutzung zurückgeführt werden. Auch ihre versteckte Hinterhoflage in einem dichtbebauten Wohngebiet könnte eine Rolle gespielt haben.
Die Mikwe
Eine Fülle von Reinheitsgesetzen mit genauen Waschungsvorschriften machte bei einer Synagoge die Errichtung eines kultischen Bades obligatorisch. Da dieses mit "lebendem" Wasser gespeist werden musste, reichte es oft tief in den Boden hinab. In Issum ist eine dieser heute seltenen Mikwen im Kellergeschoss unter dem Schulhaus erhalten geblieben. Bei der Restaurierung wurde sie im aufgefundenen, ursprünglichen Zustand belassen.
Schulhaus und Schulbetrieb
Die Geschichte der jüdischen Elementarschule in Issum war nur von kurzer Dauer. Das unmittelbar der Synagoge angegliederte Schulhaus war nur während der Jahre von 1869 bis 1879 voll in Funktion. Lehrer war der Kantor der Gemeinde, Jacob Meyerson aus Wesseling bei Köln. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte auch die religiöse Bildung der Gemeinde.
Die Schule war so arm wie die Gemeinde, so dass die Bemängelung der Enge und Ausstattung durch die zuständige Behörde nicht ausbleiben konnte: neben einem Spiel- und Turnplatz fehle an Lernmitteln "fast alles", und der Lehrer beziehe ein kärgliches Gehalt von 170 Talern jährlich. "Es werde für ratsam erachtet, dass die Schule eingeht" - so der damalige Kreisschulinspektor. Dies wusste der Gemeindevorstand zu verhindern. Dass der Schulbetrieb nach zehn Jahren doch eingestellt wurde, hatte seinen Grund in dem Rückgang der Schülerzahl. Meyerson führte den Unterricht bis 1883 privat weiter und erteilte noch weitere zehn Jahre Religionsunterricht. Er fand sein Grab 1905 auf dem jüdischen Friedhof in Issum.
Im Schulhaus findet der Besucher heute eine Dokumentation zur Geschichte der Juden am Ort und in der Umgebung sowie eine Ausstellung von jüdischen Kult- und Gebrauchsgegenständen.
Die Gemeinde Issum erwarb den Gebäudekomplex im Jahre 1987 und richtete den Synagogenraum als Gedenkstätte für die ehemaligen jüdischen Bürger Issums und des umliegenden Gebietes ein. Soweit möglich und bautechnisch sinnvoll, bemühte man sich um die Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens, so dass der Raum auch heute noch seinen Charakter als religiöser Mittelpunkt einer kleinen, bescheidenen Dorfgemeinde behalten hat.
Führungen durch eines der wenigen jüdischen Gemeindezentren in Nordrhein-Westfalen, das die nationalsozialistische Zeit überstanden hat.
Bei Besichtigung der ehemaligen Synagoge, der Mikwe und des Schulhauses erfahren Sie etwas über das Leben, die Riten und Symbole einer Landjudengemeinde.
Der Arbeitskreis Jüdisches Bethaus
Häufige Fragen:
Welche Kosten fallen für die Führung an?
Für die Führung fallen keine Kosten an.
Wo ist der Treffpunkt der Führung?
Treffpunkt ist die ehemalige Synagoge Issum, Kapellener Straße 30 a, 47661 Issum.
Welche Größe sollten die Gruppen haben?
Die Gruppen sollten zwischen 3 und 25 Personen groß sein. In Ausnahmefällen können die Gruppen auch eine Größe von bis zu 40 Personen haben.
Wer ist der Ansprechpartner?
Der Arbeitskreis "Jüdisches Bethaus Issum".
Wie lautet die Kontaktadresse?
Christine und Werner Brall, Telefon 0 28 35 / 13 98, Email: synagoge@issum.de oder Gemeinde Issum, Telefon 0 28 35 / 10 24
Wie sind die Öffnungszeiten der Synagoge?
Die Synagoge hat jeden 1. Sonntag im Monat von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr, außer im Monat Januar geöffnet. Nach Vereinbarung werden Termine vergeben.
Kontakt
- E-Mail: touristik@issum.deTelefonnummer: 02835/10-24 oder -70